Teil 2 von Claudia Verena Buckow
Unter den alten Kastanien im Garten konnte man wunderbar sitzen und die Menschen beobachten, die geschäftig die Straße entlang eilten. Heute aber reichte der Schatten der Bäume nicht aus, um die Sommerhitze erträglich zu machen und so ging ich hinein. Jaques, der Wirt des „Hirschen“, war die treue Seele des Stadtviertels. Für jeden hatte er einen passenden Spruch auf den Lippen, und als er mich sah, brach es förmlich aus ihm heraus: „Mensch, da braucht aber jemand schleunigst ein kühles Blondes! Was hast du denn angestellt?“
„Och, nichts“, grummelte ich und setzte mich an die Bar, „is bloß so warm heute.“
Ich genoss das kühle Getränk, das Jaques vor mir abgestellt hatte, und hätte mich fast verschluckt, als mir jemand von hinten kräftig auf die Schulter schlug.
„Na, das ist ja toll, dass ich dich treff!“ Breit grinsend stand Holger, mein Vermieter, vor mir. Hinter Holger stand eine Frau, die mich neugierig ansah.
„Darf ich dir Margit vorstellen? Sie wird demnächst
bei mir einziehen. Dann seit ihr Nachbarn!“
„Ähm“, stotterte ich, „hallo Margit“. Wir gaben uns die Hand. „Setzt euch doch zu mir“, forderte ich Holger und seine neue Flamme auf.
Ich überlegte fieberhaft, was wohl aus Petra geworden war. Irgendwie war ich bei Holger Frauen nicht mehr auf dem neuesten Stand. Vor wenigen Wochen erst war Petra bei ihm eingezogen. Sie hatte aus Holgers Wohnung, die über meiner lag, ein Fitnessstudio gemacht, denn sie war fanatische Sportlerin. Der sonst so träge Holger war seitdem nur noch im Joggingdress herumgelaufen und hatte Gewichte gestemmt. Nun also Margit. Holger bestellte zwei Bier. Eigentlich war es mir ja egal, aber ich wollte höflich sein und fragte Margit:
“Und, was machst du so?“
Ehe Margit antworten konnte, sagte Holger stolz: “Margit ist Gärtnerin. Sie baut biologisches Gemüse an und alte Obstbaumsorten und so. Morgen nimmt sie sich mal meinen Garten vor. Die ollen Rosen kommen ‘raus und dann machen wir aus dem spießigen 70er-Jahre-Garten eine Öko-Oase!“
Um mich herum begann der „Hirsch“ sich zu drehen…
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